Old Delhi, New Delhi


Zur Auflockerung der vorherrschenden Bleiwüste der vergangenen Wochen dachte ich, es wäre doch nett, euch, quasi als kleinen fotografischen Nachtrag, ein paar Impressionen aus Delhi zusammenzustellen. Und dabei musste ich mit Erschrecken feststellen, wie (für meine Verhältnisse) wenig Bilder ich in dieser Zeit gemacht habe. Oh Graus! Und dabei war Delhi wirklich schön. Sogar schöner als Mumbai (obwohl der Großteil anderes behaupten wird und mein Urteil auf wackeligen Erfahrungswerten von wenigen Tage fußt). Aber so ist es nun. Für ein paar Geschichten und Anekdoten langt es glücklicherweise dennoch.

Connaught Place

Der Connaught Place, einer der ersten Orte, die wir von Delhi zu Gesicht bekamen, ist ein riesiger, labyrinthartiger Platz, bestehend aus drei großen Ringen mit etlichen Shops, Restaurants und Bars und acht Straßen, die strahlenförmig davon abgehen. Den äußeren Ring unversehrt zu überqueren, grenzt nahezu an Kunst und gelang bei Versuch eins auch nicht gänzlich, da ich dermaßen ambitioniert über die Straße flitzte, dass ich auf dem Gehsteig ins Rutschen kam und mit den Zehen des linken Fußes gegen eine Kante stieß. Was sagt mir das? Eile mit Weile. Erst recht in Verbindung mit Bodenfliesen, Staub und Flipflops. Ich glaube, der zweite Zeh war angebrochen. Er verfärbte sich bläulich, schwoll an und schmerzte. Da man aber, wie Doktor Google mir versicherte, bei gebrochenen Zehen ohnehin nicht viel richten kann, entschied ich mich für die Abwarten-und-Beobachten-Variante. Die Taktik ging auf, der Zeh ist noch dran und schön wie eh und je.

Abends ist der Connaught Place, aller Ausgeh-Locations zum Trotz, ab einer gewissen Uhrzeit wie ausgestorben. Ganz so, als würde es eine Sperrstunde geben. Außer sonderbaren Fremden wie uns ist in der Dunkelheit kaum noch jemand auf der Straße. Abgesehen von den Menschen, die dort leben. Und vielen Menschen mit Behinderung. Allein an dem Abend, als wir noch etwas trinken waren (mein erster Malaria-prophylaktischer Gin&Tonic, sehr bekömmlich), kamen uns zwei Männer mit amputierten Beinen entgegen. Einer auf Krücken direkt vor der Bar, ein anderer auf einem Rollbrett eine Straße weiter. Und direkt vor dem Hotel, wieder fünf Sterne, wieder Elite, schlafen die Menschen auf dem Boden oder in der Bushaltestelle. Indischer Alltag.

Nächtlicher Blick von der Terrasse des Warehouse Cafes

Old Delhi

Am Sonntag waren wir mit Reality Tours, die wir schon von unserer Slumtour in Mumbai kannten, in Delhis Altstadt unterwegs. Highlight der Tour war defintiv der Besuch eines Sikh-Tempels, eines sogenannten Gurudwaras. Was mir gar nicht bewusst war (ich bitte diese Lücke zu entschuldigen), ist, wie offen und tolerant Sikhismus als Religion ist und wie stark der Gemeinschaftsgedanke gelebt wird. In jedem Tempel gibt es eine große Küche, die täglich Essen für (in unserem Fall) hunderte Menschen der Gemeinde zubereitet. Oder auch für Außenstehende. Spendenfinanziert. Und jeder hilft mit. Wir beispielsweise haben zusammen mit ein paar Frauen Chapatis ausgerollt, während die Männer in riesigen Bottichen die Saucen angerührt haben. Und im Anschluss essen alle nebeneinander auf dem Boden. Dankbar und irgendwie andächtig. Das erlebt zu haben, war wirklich schön. In Berlin gibt es übrigens auch einen Gurudwara. Wer Interesse hat, ich wäre dabei.

Schlangenbeschwörer im Bazar-Viertel

In der Großküche vom Gurudwara Sis Ganj Sahib

Im Hinterhof des Gewürzmarktes

Humayun's Tomb

Das Mausoleum von Mogulherrscher Humayun bedarf nicht vieler Worte. Muss man mit eigenen Augen gesehen haben. Wunderschöne Anlage mit wunderschöner persischer Architektur. Und noch viel wunderschöner, wenn die Sonne sich senkt und der rote Sandstein noch viel röter leuchtet. Kitschgefahr!


Invasion des Luftratten

Isa Khan's Tomb

Der Lotustempel

Fragt man die Menschen nach den Must-Sees und schönsten Orten Delhis, fällt ein Name immer wieder: der Lotustempel. Ich vermag leider nicht viel darüber zu berichten, weil ich es nicht hineingeschafft habe, weil ich den letzten Einlass aufgrund von Unwissenheit und mangelnder Vorbereitung um wenige Minuten verpasst habe. Aber nach dem zu urteilen, was ich gesehen habe, wüsste ich nicht, ob ich diese Empfehlung so unterschreiben würde. Ja, die Form ist außergewöhnlich für einen Tempel und erinnert an das Opera House in Sydney. Aber innen reihen sich die Besucher wie in einer Schleuse aneinander, was nach meinen Dafürhalten wenig einladend wirkt. Und auf den Wegen um den Tempel herum riecht es nach Pipi. Vor allem am Zaun, wo sich die Draußengebliebenen zwischen aufgeweichter Erde auf Zehenspitzen drängen, um dennoch ein Foto schießen zu können. So wie ich. Die Geschichte zu diesem Bild. Hier ist sie.

Kommentare

  1. Are you planning to visit Old delhi ? But suffering from expensive air tickets. Now you can make your travel easy with liamtra

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